Mit einem kleinen Selbsttest möchten wir Ihnen das drum und dran einer Ryanair-Flugbuchung näher bringen und genauer beschreiben. Denn wenn man es wirklich mal ausprobiert, bekommt man erst einen Eindruck wie einfach oder schwierig bzw. kompliziert so eine Flugbuchung bei einem Lowcost-Carrier sein kann.
Wir gehen Schritt für Schritt vor. Zunächst die Ausgangssituation: 1 Person möchte von NRW nach Barcelona fliegen. Dabei ist der Favorit Düsseldorf, es kann aber auch gerne Weeze Niederrhein oder Köln sein. Zur Not ginge auch noch Dortmund oder gar Münster. Von uns aus auch der Abflughafen Maastricht oder Eindhoven.
Wenn es sich rechnet. Früher gab es nur wenige Flugverbindungen nonstop mit Iberia oder Lufthansa zu damals horrend teuren Preisen rund um 800 bis 900 D-Mark. Die Zeiten sind glücklicherweise vorbei, das Angebot ist groß, aber auch unübersichtlich.
Wir haben zunächst unseren Preisvergleich für Flüge benutzt. Dabei kam heraus, dass ein günstiger Ryanair-Flug von Weeze nach Barcelona El Prat (der Hauptflughafen) möglich ist. Die Alternativen Gerona und Reus hatten keine attraktiven Flugzeiten. Da Ryanair durch seine restriktive Politik gegenüber Preisvergleichern bekannt ist, haben wir uns für die Buchung auf Ryanair.de entschieden, um möglichst allen sichtbaren und auch versteckten Extra-Gebühren aus dem Weg zu gehen.
Leichter gedacht als getan! Denn jetzt ging der Online-Nervenkitzel erstmal los. Zunächst mal blinkte uns ein Banner im schreienden Pink mit gelber Schrift an: Sonderangebot heißt es in großen Lettern. 8,- Euro INKLUSIVE Steuern und Gebühren, Reisezeitraum Mai. Zunächst denkt man: Perfekt, passt ja genau! Buchungszeitraum eingehalten, Reisezeitraum eingehalten, sogar die beschränkt gültigen Reisezeiten (Montag bis Donnerstag) und die Vorausbuchungsfrist einghalten.
Das sind nämlich die kleinen Häkchen bei Ryanair: Du kannst für 8,- Euro fliegen, aber hast schon im Kleingedruckten 4 Einschränkungen, die alle gleichzeitig erfüllt sein müssen.
Nächster Schritt: Barcelona erscheint für 18,99 Euro. Wir klicken drauf. Was passiert? Keine Info, wann man für 18,99 fliegen kann, sondern nur die Voreinstellung der Reisedaten in der Schnellsuche auf der linken Seite. Da muss das Auge des Users wach bleiben, damit er diese kleine Veränderung der Webseite erkennt. Nagut. Wunschreisedaten eingegeben und mal abgeschickt. Moment: So einfach abschicken geht gar nicht: Man muss jetzt schon "die Nutzungsbedingungen der Ryanair Webseite gelesen und akzeptiert haben". Welcher User liest sich das durch?
Muss man das bei anderen Airlines auch? Ist uns so noch nie aufgefallen. Egal. Wir machen das Häkchen, lesen uns das Ganze nicht durch und hoffen endlich mal ein paar Preise zu finden. Und tatsächlich: Man bekommt eine Übersicht über das Wunschdatum und die Flüge an den Tagen drumherum. Von den 18,99 Euro von der ersten Seite ist nichts mehr zu sehen.
Zufälligerweise kostet unser Flug 19,99 Euro. Immerhin nur einen Euro mehr. Doch was ist das? Der Preis ist durchgestrichen. Dahinter steht -30%. Das muss etwas mit der Preisaktion zu tun haben. Unsere Flugdaten stehen mit folgenden Angaben in einem Kasten: "Keine Steuern Erwachsener 13.99 EUR".
Super! - Aber die Ernüchterung folgt prompt, wenn man auf die rechte Seite guckt: Da erscheinen nochmal unsere Flugdaten in einem Kasten, dazu Tarif: 13,99 Euro plus Online Check-In: 6,- Euro plus Delay / Cancel Levy: 2,- Euro plus Steuern und Gebühren: 0,- Euro = Gesamtpreis 21,99 Euro. Trotzdem noch ein echter Billigflug!
Fassen wir kurz Zusammen: Wir sehen innerhalb von wenigen Minuten 5 Preise für unseren Flug: erst 8,- Euro, dann 18,99, dann 19,99, dann 13,99 und am Schluss (nein, korrekt ist: im Zwischenschritt) 21,99 Euro für einen Flug von Weeze nach Barcelona. Zu diesem Auf und Ab der Preisgefühle kommen zwei Fragen:
1. Warum wird die Gebühr für den Online Check-In von 6,- Euro nicht sofort im Gesamtpreis inkludiert? Billiger als online kann man doch eh nicht einchecken. Die 6,- Euro sind also in jedem Fall immer fällig. Alle anderen Möglichkeiten des Check-Ins (z.B. am Flughafen) sind spürbar teurer. Wozu sind eigentlich die Gebühren für das Online-Check-In? Wenn schon der Fluggast die ganze Arbeit hat (am PC selbst die Buchung aufrufen, die erforderlichen Tasten drücken und das Ganze mit eigenem Drucker, Papier und Tinte ausdrucken)?
2. Was um Himmels Willen bedeutet "Delay / Cancel Levy?", fragt man sich. Hier die Erklärung*: Das wird durch keine Fußnote erklärt, ist nicht anklickbar und für uns nicht nachvollziehbar. Wir googeln mal und finden bei Holiday Check einen Foren-Eintrag, wo jemand die Behauptung aufstellt: Ryanair wälzt eine weitere Gebühr für Verspätungen und gestrichene Flüge auf alle Kunden ab. Was ist denn da los? Muss man das als Kunde verstehen? Ist es besser, eventuell besser nicht bei der Buchung mitzudenken und alle Preise zu ignorieren und sich einfach mit dem klaglos abzufinden, was hinterher von der Kreditkarte abgebucht wird?
*Hinweis vom 5.6.2011: Anstatt Delay / Cancel Levy erscheint nun "EU261 Ausgleichsabgabe" rechts in der Zusammenfassung der Ryanair-Buchung. Offensichtlich hat bei Ryanair jemand diese Gebühr ins Deutsche übersetzt. Eine Erklärung, was das denn sein soll, fehlt weiterhin. Wir gehen davon aus, dass es sich um die oben beschriebene Delay / Cancel Levy handelt. Ryanair ist unseres Wissens die einzige Fluggesellschaft, die die EU 261 Ausgleichsabgabe aufführt.Oder soll man sich aufregen und mal hinterfragen, wieso es erst 8,- Euro INKLUSIVE (extra groß geschrieben) Steuern und Gebühren, dann 18,99 Euro (dann ja wohl auch inklusive Steuern und Gebühren, oder etwa nicht, Herrschaften bei Ryanair?) heissen müsste ?! Und dann knallt ihr einem trotzdem noch weitere Gebühren, die man als durchschnittlich begabter User nicht versteht, drauf?
Naja, ich wollte einen Flug buchen und keine Doktorarbeit über Online-Buchungsmaschinen schreiben. Klicke ich doch einfach mal auf "auswählen und weiter". Jetzt bin ich im dritten Schritt von 5 und bekomme soviele Fragen gestellt, die ich erst im nächsten Bericht von unserer Ryanair-Buchung beschreiben möchte... To be continued...
Hier geht es zum Erfahrungsbericht mit Ryanair, Teil 2.
Textinfos und Foto: eigener Redakteur am Airport